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Es
klingt ja verdammt vielversprechend, "Dritthöchster
Wasserfall der Welt". Und mit dieser Bezeichnung sind
rund um Gocta herum auch viele Hoffnungen Hoffnungen verbunden.
Schließlich wäre "einer der größten
3 der Welt" zu sein, egal in welcher Disziplin, ein Anstoß,
das langsam wachsende Pflänzchen des Tourimus in der
Region Amazonas, besonders in der Gegend um Chachapoyas, ganz
gehörig voran zu treiben. Als die Höhe des Gocta
veröffentlicht wurde ging parallel zur Freude über
die gemessene Höhe eine Diskussion los, wie denn nun
das Wort "Wasserfall" wirklich definiert werden
soll. So fliegt das Wasser bei Gocta nicht direkt über
700 Meter in die Tiefe, sondern zuerst etwas über 300
und dann nocheinmal über 400 Meter weiter, es gibt also
eine Stufe in der Mitte. Die Frage, ob Gocta denn nun der
dritthöchste ist oder nicht, ist aber, steht man erst
einmal vor ihm, völlig uninteressant.
Der
beste Ausgangspunkt für einen Ausflug zu Gocta ist Chachapoyas,
die Hauptstadt der Region Amazonas. Dort findet man für
wenig Geld Taxis oder Kleinbusse, die einen entlang des Utcubamba
in das Dorf Cocachimba bringen. Die Fahrt dauert, je nach
Zustand der Straße, zwischen 45 Minuten und 1,5 Stunden.
In Cocachimba angekommen, kann man sich dort mit dem "Vesper"
für die Wanderung eindecken, die man nicht unterschätzen
sollte. Selbst geübte Wanderer werden mit mindestens
3-5 Stunden rechnen müssen. Gocta kann man bereits vom
Dorf aus sehen und
wenn man den Wasserfall (auf spanisch Chorrea bzw.
Catarata) so von weitem betrachtet erscheint es,
als wäre man schon kurz nach dem Ortsausgang dort. Aber
weit gefehlt, denn es liegen noch zwei Höhenzüge
vor dem Wanderer, die bezwungen werden müssen. Diese
beiden Höhenzüge sind geteilt durch einen Fluss,
der nur wenige Monate im Jahr Wasser führt. Die Wanderwege
werden zwar kontinuierlich verbessert, werden bei Regenwetter
aber sehr morastig. Bevor man nun losgehen kann, ist es vorgeschrieben,
sich bei der Dorfverwaltung einzutragen und einen geringen
Geldbetrag zu entrichten, der dem Dorf und der Infrastruktur
zu Gute kommt. Weiters ist es vorgeschrieben, sich von eineb
einheimischen Begleiter führen zu lassen. Dies ist nicht
nur deshalb wichtig, damit unverantwortliche Reisende nicht
die unglaubliche Flora und Fauna bewusst oder möglicherweise
auch unbewusst zerstören, sondern auch deshalb, weil
heimische Begleiter interessierten Reisenden einen authentischen
Blick in das tägliche Leben der Menschen vor Ort bieten
können. Zudem können sie dies auch vor möglichen
Gefahren oder plötzlichen Regenschauern schützen.
A
propos Regenschauer: Immer wieder finden sich entlang des
Weges kleine Hütten, die mit Stroh bedeckt sind und so
wunderbar vor Regen schützen. In den meisten dieser Hütten
befanden bzw. befinden sich Zuckerrohrmühlen, sog. "trapiches"
(sprich: trapitsches). Hier wurde bzw. wird mit Hilfe
von ein bis zwei im Kreis gehenden Stieren der Zuckerrohrsaft
aus den Zuckerrohrstangen, "Caña" (sprich:
kanja) genannt, gepresst und anschließend entweder
zu Zuckerrohrschnaps vergoren oder erhitzt und zu Zucker verarbeitet.
So
führt der Weg über weite Grasflächen und Bergurwald
und immer wieder scheint zwischen Bäumen und Berggipfeln
der obere Teil des Gocta auf. Zwischen den Zweigen kann man
mit etwas Glück die exotischsten Vogelarten beobachten
und mit genügend Aufmerksamkeit sind auch ferne, nie
gehörte Vogelschreie zu erhorchen. So zieht sich der
Weg einige Stunden hin und auch manch malerischer Bach gilt
überwunden zu werden. Und plötzlich öffnen
sich die Bäume und man steht vor ihm: GOCTA.
Eines
kann ich versichern: Wer ihn gesehen hat, dem ist egal, ob
er jetzt der dritt- oder zehnthöchste Wasserfall der
Welt ist.
Anfahrt:
- Mit
dem Bus oder Flugzeug nach Chachapoyas (z.B. MovilTours)
- dann ab Chachapoyas
mit dem Taxi oder lokalen Tourismusunternehmen bis Cocachimba
Reisezeit:
- empfohlen wird
April bis September, die Trockenzeit. In dieser Zeit ist
zwar der Wasserfall nicht ganz so beeindruckend, aber die
Wanderwege und die Zufahrtsstraßen sind in besserem
Zustand.
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