Mi Perú -> Mit dem Padre durch die Pampa (1/2)

Mehr Jeep als Maultier, aber auch zu Fuß

Im Tal des Flusses Utcubamba gibt es inzwischen zu sehr vielen Dörfern Straßen. Das ist ein großes Glück, denn anstatt 3 Stunden einen Berg hinaufreiten zu müssen, muss man jetzt nur noch 3,5 Stunden über die kleinen Inseln Straße, die zwischen den Schlaglöchern zu finden sind, den Berg hinauffahren. Soweit das Wetter gut ist und die Straße trocken ist. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und es gibt sowieso kaum unwichtigeres als Zeit. Immer, wenn ich einige Tage nichts zu tun habe, fahre ich nach Magdalena, der Pfarrei von Padre Robert, der im letzten Jahr zum Priester geweiht wurde, und Eladio, der dort im Moment sein „Vorpraktikum“ zum Priesterseminar absolviert. Die Pfarrei Magdalena besteht aus den vier Kirchengemeinden Magdalena, Colcamar, Santo Tomás und la Jalca, die wiederum eine Vielzahl von Teilgemeinden haben, die oft mehrere Tagesreisen von Magdalena entfernt sind. Bis vor einigen Jahren gab es in allen der vier Gemeinden Ordensleute oder gar Pfarrer, inzwischen teilt sich Padre Robert seine Pfarrei mit ein paar Ordensschwestern in Santo Tomás, ein ganzes Stück Arbeit.


Katechisten um den "Tisch" versammelt
Katechistentreffen in Magdalena


Deswegen sind diejenigen, die in der Pfarrei arbeiten, auf einen guten Geländewagen angewiesen. Mit dem Geländewagen der Pfarrei kommt man fast überall durch. Auch wenn man das kaum glauben kann, wenn man bedenkt, dass er keine Handbremse hat, die Lichter nicht wirklich gerade aus leuchten, man vor der Aktivierung des 4-Rad-Antriebs die Schrauben am Vorderrad nachziehen muss und die Fahrertür sich nur von der Beifahrerseite öffnen lässt und auch nur dann, wenn das Fenster geschlossen ist. Aber im Auftrag des Herrn hat der Geländewagen bisher fast jede Schwierigkeit gemeistert und sich fast jeden Berg im Utcubambatal schon einmal hinaufgeschraubt. Und fast immer sitzen noch vier bis zwanzig Mitfahrer hinten auf der Ladefläche und egal ob Regen oder sengender Sonnenschein, trotzen sie dem Fahrwind, der bei maximal 30 km/h nicht besonders stark ist und müssen so schon nicht ihre Hühner, Reissäcke oder Körbe voll Yucca den Berg hinauftragen.


Katechisten
Mittagessen beim Katechistentreffen in Magdalena


Ich sitze, wenn ich mit dem Padre in ein Dorf fahre, meist auf dem Beifahrersitz und bin derjenige, der dann durchwinken muss, wenn auf einer 3,5m-Straße, auf der es auf der einen Seite senkrecht hoch, auf der anderen senkrecht ins Tal geht, ein Lastwagen entgegenkommt. Oder derjenige, der Steine unter die Räder legt, wenn der Geländewagen droht im Schlamm zu versinken. Oder, wenn man in der entsprechenden Höhe ist, in der man etwas empfangen kann, derjenige, der so lange am Radio herumspielen muss, bis zwischen dem Rauschen das „Radio Municipal de Leymebamba“, „Radio Santo Tomas“ oder gar „Radio Horizonte“, das Diözesanradio auftaucht. Das ist gar nicht so einfach, weil die Antenne vor Urzeiten abgebrochen ist. Vielleicht wäre der Empfang besser, würde man den Radioempfang in das Gebet am Beginn jeder Reise im Gemeindegeländewagen aufnehmen.


Adventistenposter
Werbeplakat der Adventisten in Choctamal - im Haus, in dem die Erstkommunion stattfand...
Links und rechts türmen sich dann die hohen Gipfel der Anden und der meist sehr abenteuerliche Straßenverlauf bietet viele Möglichkeiten, aus dem Autofenster 1000 Höhenmeter hinunter ins Tal zu schauen, dass einem oft mehr als ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Auf diesen Straßen ist die Hupe das wichtigste, was ein Auto braucht. An vielen Stellen ist die Straße nicht breit genug, dass zwei Autos aneinander vorbeifahren können. Und wenn sich eine Straße direkt über dem Abhang sehr stark windet, so dass man keinerlei Möglichkeit hat, zu sehen, ob jemand von der anderen Seite kommt, muss man hupen und wenn im selben Augenblick eine andere Hupe erklingt, sollte man besser sehr schnell anhalten, bevor einer versucht, auszuweichen, denn Platz zum Ausweichen gibt es in Kurven nicht. Von Ampeln ganz zu schweigen, Ampeln gibt es nicht einmal in der Departmentshauptstadt Chachapoyas. Aber das System funktioniert so ganz gut und die Gefahr, mit einem anderen zusammen zu stoßen ist geringerer, als von einem Erdrutsch begraben oder von Steinen erschlagen zu werden. Wobei auch die Erdrutsche meist ohne großen Schaden ausgehen, wenn die Steine ausgerutscht haben, wird, wenn nur wenig Erde heruntergekommen ist, die Straße leergeräumt, ansonsten fährt man einfach über die Erdhaufen und die Straße hat ab dem Moment an dieser Stelle eben eine kleine Schwelle. Das ist der Vorteil der Erdstraßen. Die neue, asphaltierte Straße nach Chachapoyas ist beim letzten großen Regen an manchen Stellen in der Mitte einfach auseinandergebrochen. Trotz der atemberaubenden Andenpanoramen bin ich aber jedes Mal froh, nach einigen Stunden mit Schlaglöchern unterschiedlicher Qualität, im Zieldorf anzukommen.

Erstkommunionkinder
Erstkommunionkinder in Choctamal

Dort steht dann, mal kleiner, mal größer, mal Stein, mal Lehm, mal reicher ausgestattet, mal aus gestampftem Lehm, gedrängt zwischen Lehmhäusern und –hütten die Kirche, manchmal steht in der Nähe noch eine zweite der Adventisten, der Zeugen Jehovas, der „Kirche Johannes des Täufers“, etc. Der erste Ansprechpartner im Dorf ist dann meist der Dorfkatechist oder die Dorfkatechistin, die oder der im Optimalfall wöchentliche Liturgien zelebriert, Kinder und Erwachsene auf Taufe, Firmung, Erstkommunion und Hochzeit vorbereitet und die Formalitäten dafür vorbereitet. Das sind oft wahre Organisationsgenies, die nie die Möglichkeit hatten, mehr als die Grundschule zu besuchen und voller Begeisterung auf die Fortbildungen für Katechisten, die es alle 1-2 Jahre, manchmal auch öfter, kommen, wo sie auch Mitsprache haben, wenn es um die Organisation der Gemeinde geht. Ich finde es immer wieder interessant, da dabei zu sein, auch wenn sich meine Mitarbeit meist auf putzen, Stühle aufstellen oder Essen verteilen beschränkt , meist gemeinsam mit den Ministranten oder ehrenamtlichen Mitarbeitern aus Magdalena, was immer ziemlich witzig ist.

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Damian Raiser, Chachapoyas, Peru, 26. Dezember 2004

 
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Rot
Weiß
Rot
sind übrigens die Farben der peruanischen Flagge.
 

© Layout, Texte, Bilder: D. Raiser, statistische Infos, Zahlen u.a. von Wikipedia

 
 
  

Peru:
Fläche: 1.285.220
km²
Einwohner: 28.409.897 (Juli 2003)
Hauptstadt: Lima
Sprachen: Spanisch, Quechua und Aymara
Religionen: Katholiken (85%), Protestanten (5%), Anhänger von Naturreligionen
Staatschef: Alejandro Toledo Manrique (seit 2001)
Währung: Nuevo Soles
Telefonvorwahl: +51

 
 
 
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