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Mi
Perú -> Mit dem Padre durch die
Pampa (2/2)
Mehr Jeep als Maultier, aber auch zu Fuß
Mit dem Dorfkatechist
wird nach der Ankunft zuerst einmal besprochen, was für
Sakramente an diesem Tag gespendet werden, oft mehr als 10
Taufen, Erstkommunionen und Hochzeiten auf einmal. Der Dorfkatechist
hat dann die Aufgabe, die Lesungen herauszusuchen, die er
im Gottesdienst ließt und andere Texte vorzubereiten,
die manchmal als Einführung für einzelne Gottesdienstteile
verlesen werden. In der Zwischenzeit sammelt sich meist der
„Chor“ im vorderen Teil der Kirche, um mit der
Gemeinde, die langsam, sehr langsam, eintrudelt, die Lieder
zu üben. Oft gibt es zur Begleitung eine Gitarre und
eine Trommel, manchmal habe ich mich schon mehr oder weniger
erfolgreich mit der Ukulele versucht, ein Klavier oder gar
eine Orgel kann sich nicht einmal die Katedrale in Chachapoyas
erträumen. In den Liederbüchern steht nur der Text
der Lieder, die Melodie muss jeder selbst wissen, sie variiert
meist etwas von Gemeinde zu Gemeinde. Und oft klingt sie verdächtig
ähnlich wie so manches deutsche Quatschlied, wer weiß,
was zuerst da war...

Promocion (Schuljahresabschluss) in der
Kirche von Mayno
Während
dem Üben der Lieder fällt dem Dorfkatechisten oder
den Begleitern des Padres meist die Rolle des Entertainers
zu, der die Gemeinde zum Singen animiert und die Lieder am
besten so oft singt, dass auch diejenigen, die ihr Liederbuch
falschherum halten und so tun, als würden sie die Seite
nicht finden oder einfach so auf den Text starren, sich dessen
nicht schämen müssen und laut mitsingen können.
Die gängigsten Lieder sind meist bekannte Melodien, die
in die „andine Messe“, eine Kollektion von Kirchenlieder
im typisch andinen Singstil, eingearbeitet sind.

Gottesdienst mit den Katechisten
Sind
die Lieder eingeübt, beginnt die Messe. In einer der
ersten Reihen sitzen meist die „wichtigen“ Leute,
die Lehrerin, der Katechist. Dann sieht man Mädchen,
die ihre Kinder stillen. Alte und Junge, die mit Poncho, oft
mit Strohhut und Yankees, Sandalen aus Autoreifen gebannt
den Worten des Padres lauschen. Kleine Kinder in schönen
Taufkleidern. Kleine Kinder oder Hochzeitspaare, für
die der Kauf von extra feierlicher Kleidung nicht möglich
war.
So nimmt die Messe ihren Lauf. Zur Predigt steht der Padre
meist direkt vor der Gemeinde und hat, wenn überhaupt,
nur das Tagesevangelium in der Hand. Insbesondere im Hinblick
auf die vielen Sekten, die sehr aktiv sind, taucht der „hijo
prodigo“, der verlorene Sohn, in fast jeder Predigt
einmal auf. Und oft entwickelt sich während der Predigt
etwas wie ein Frage- und Antwortspiel und die meisten sind
sehr stolz, wenn sie etwas richtig gewusst haben*. Im weiteren
Verlauf hängt das Knien meist von den räumlichen
Gegebenheiten ab. Manche Kirchen haben an den Bänken
Vorrichtungen zum knien, in anderen ist es ratsam, schon während
dem Stehen immer die Füße zu bewegen, um den Flöhen,
die sich im gestampften Lehmboden recht wohl fühlen,
zu entgehen. Die meisten gehen in der Kirche nicht zur Kommunion,
ich weiß noch nicht warum.
Pastorsitas
- die Sternsinger ziehen durchs Dorf
Am Ende des
Gottesdienstes, bevor noch einmal einige Formalitäten
für alle Tauf-, Hochzeits- und Erstkommunion erledigt
werden müssen, tritt meist ein Lehrer, der Katechist,
der Bürgermeister, der „Präsident“
oder eine andere Person, die sich berufen fühlt,
nach vorne und hält eine kleine Ansprache, dankt
dem Padre und den anderen wichtigen Leuten und mir ist
es oft fast peinlich, wenn dann explizit noch dem „Freund
aus Deutschland“ für seine Anwesenheit gedankt
wird. Aber ich freue mich auch darüber und andererseits
macht es vieles einfacher, in der Rolle als „Padre-Begleitung“
in ein Dorf zu kommen, als alleine, wo man dann gleich
als „Gringo“ und/oder Tourist angesehen wird.
Sind dann alle Reden und Formalitäten erledigt, das
Meerschweinchen mit drei Kartoffeln und einem riesigen
Berg Reis verspeist, der Kaffee getrunken und die Messutensilien
verpackt, steigen wir wieder in den Geländewagen,
der oft noch mit Hilfsgütern diverser Organisationen
beladen ist**.
Auf ins nächste Dorf...
** z.B. Tonnenweise schweizer Käse in Dosen oder
manchmal auch gesammelte Kleider
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Damian
Raiser, Chachapoyas, Peru, 26. Dezember 2004
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